Kritiken zum Film:
BELLA BLOCK - Tod eines Mädchens
1997-10-04: Frankfurter Allgemeine Zeitung
von Dieter Bartetzko
Daß unter dem Betteln um Verständnis ein Katz-und-Maus-Spiel abläuft, ein wortloses Ringen um Leben und Tod, ist nicht Zusatz, sondern das, was aus Kriminalfilmen Gleichnisse macht."Political correctness kennt das Drehbuch (Walter Weber nach Doris Gerckes Roman "Kinderkorn") sowenig wie wohlfeilen Betroffenheitskitsch. Dem Zuschauer werden Fallen gestellt, in die er tappt, um vor der eigenen Wildheit zu stehen: der Sekundenfreude, wenn Tommys Bande mit Baseballschlägern auf die Zuhälter eindrischt, die eben noch den wehrlosen Jungen zusammenschlagen wollten. Dem Haß auf Manuelas Mutter (brillant beiläufig: Martina Gedeck), die weint und doch das Geld der Tochter einstreicht. Dem Mitgefühl, wenn sie danach als wehrlose Randfigur im Kampf um Arbeitsplätze, Selbstachtung und Liebe erscheint."
"Den Höhepunkt der Verunsicherung bietet der Schluß mit Bella Block und dem Täter. Man ist angewidert wie die Kommissarin, folgt gleich darauf ihrem ruhigen Versuch zu verstehen und verstummt wie sie, wenn das Gegenüber Zärtlichkeit glaubt, wo Gewalt ist, von Behutsamkeit und Erfühlung redet, ohne das Grauen sehen zu können oder zu wollen, das dadurch den Hilflosesten widerfährt. Wo sie neurotische Angst vor erwachsenen Frauen sieht, phantasiert er Rosen statt Blut, bis Freuds erbarmungsvolles Instrumentarium zerbrochen und seine verkrüppelte Liebe als unzähmbares Monstrum erkennbar ist. Daß unter dem Betteln um Verständnis ein Katz-und-Maus-Spiel abläuft, ein wortloses Ringen um Leben und Tod, ist nicht Zusatz, sondern das, was aus Kriminalfilmen Gleichnisse macht."
1997: TVspielfilm.de
Ein Aushängeschild für den deutschen KrimiSelbstmord ist am "Hoffnungsberg", einer Betonhölle am Hamburger Stadtrand, keine Seltenheit. Für die Polizei gibt es keinen Zweifel: Die Schülerin Claudia hat sich aus dem Fenster gestürzt. Bella Block (Hannelore Hoger) folgt bei ihrer Untersuchung einer anderen Spur: Was hat Tommy (Marek Harloff), dessen Jugendgang das Viertel kontrolliert, mit dem Fall zu tun? Als die Kommissarin die junge Manuela und ihre alkoholkranke Mutter (Martina Gedeck) kennen lernt, erhärtet sich ein schrecklicher Verdacht… Langsam entfaltet sich für den Zuschauer ein Blick auf die Abgründe der Figuren. Der Film hat dabei seine Stärken im Detail, in der genauen Beobachtung. Martina Gedeck bekam für ihre glanzvolle Leistung einen Grimme-Preis.
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1997-10-04: Süddeutsche Zeitung
Hoffnungslos gerechtRauf geht es meistens langsamer als runter. Da schleppt einer, wie bestellt, einen Kasten Bier in den zehnten Stock eines Wohnblocks und währenddessen fällt aus eben diesem Stockwerk ein junges Mädchen auf das Pflaster. ... Hannelore Hoger spielt Bella aus einer scheinbar unerschütterlichen Ruhe (kurz vor dem Ausbruch des Orkans) in eine große emotionale Bewegung – vergleichbar wie eine Simone Signoret. Diese vierte Bella-Block-Folge hat erzählerische und inszenatorische Einbrüche, aber die nehmen nicht die Spannung aus diesem sich langsam öffnenden Blick in die Tiefen des menschlichen Abgrunds. Und neben der Hoger spielt Martina Gedeck die alkoholkranke Mutter der Dreizehnjährigen, die anschaffen geht – fürs Nötigste – und den Wodka, weil ohne den das Leben nicht auszuhalten ist. Die Gedeck spielt da den Traum von einem besseren Leben, der noch in den fahrigsten, schrägsten, kaputtesten Gesten zappelt – auch das ist ein schauspielerisches Glanzlicht.