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Kritiken zum Film:

DAS GESETZ SIND WIR



2020-03-25: Frankfurter Allgemeine

von Heike Hupertz
In „Das Gesetz sind wir“ müssen zwei Polizisten die Herrschaft eines kriminellen Clans in ihrer Stadt brechen. Haben die beiden eine Chance? Eigentlich nicht. Aber sie wissen sich zu helfen.

Was sind systemrelevante Berufe respektive Tätigkeiten? Die Bestimmung ist relativ. In der Krise vor zwölf Jahren ging es um die Finanzwirtschaft. Jetzt aber stehen Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte, Kassiererinnen und Einräumer im Supermarkt zu Recht im Mittelpunkt. Menschen, die, zumeist nicht besonders gut bezahlt, einen wichtigen Dienst für das Gemeinwesen leisten. Die bis vor kurzem als selbstverständliche Dienstleister wahrgenommen wurden, zunehmend ohne Respekt – wie Streifenpolizisten auch.
In diesen Zeiten gehören zu den Wichtigen auch Fernsehmacher, die Unterhaltung mit hintersinnigem Humor, die Tiefgang mit anderthalb vergnüglichen Stunden vor dem Schirm verbinden. Solche, die den Witz als Erhellungsinstrument und nicht als Eskapismus verstehen und entsprechende Dialoge und Szenen gestalten. Wenn Schauspieler dazukommen, die ihr Metier mit allerhand sorgfältig geschliffenen Werkzeugen vom kitzelnden Florett bis zum rücksichtslosen Fallbeil betreiben, bleiben wenig Wünsche offen.
Wie bei „Das Gesetz sind wir“, dem Preisträgerfilm des Deutschen Krimifestivals, das vor wenigen Wochen noch vor viel Publikum in Wiesbaden stattfand. Wobei die Jury um Felix Klare (Schauspieler und Kommissar im Stuttgarter „Tatort“) und Belinde Ruth Stieve (Schauspielerin und Gründerin des paritätischen Castingtools „Neropa“) nicht nur den Polizeifilm selbst, sondern auch Heiner Stadelmann als besten Darsteller ausgezeichnet haben. Eine bessere Wahl hätte es nicht geben können. Holger Karsten Schmidt (Drehbuch) und Markus Imboden (Regie), einem krimimäßig eingespielten Team, gelingt mit „Das Gesetz sind wir“ ein Blick in die Abgründe deutschen Streifenpolizistenalltags jenseits von Kommissarsherrlichkeit und Vorabendseriendümmlichkeit (Kamera Michael Wiesweg). Bei „Mörder auf Amrum“, in den „Finn- Zehender“-Filmen (2011–2014) und der Harzkrimi-Westernreihe „Harter Brocken“ haben die Beteiligten vorgelegt, nun wird es in ihrer jüngsten Fernseharbeit um Korruption, Gesetz und Gerechtigkeit, um Vorteilsannahme und Standhaftigkeit witzig ernst.
Endlich mal Butter bei die Fische: Hier in Bremen werden Fälle nicht gelöst, sondern in Endlosschleife auf Wiedervorlage bugsiert. Als Ordnungshüter schleppt man seinen Dienst eher, als man ihn schiebt; Runde um Runde, Schicht für Schicht, Jahr um Jahr. Der Drogenhändler („lauf, Bulle“), den Klaus Burck (Aljoscha Stadelmann) und Maja Witt (Julia Koschitz) nach dem Sprint um die Blöcke stellen und verhaften, steht morgen wieder an derselben Stelle („fester Wohnsitz“). Neuer Tag, neue Hatz, neue Vergeblichkeit. Burck und Witt sind zwar das Gesetz – aber nur pro forma. In Wahrheit sind sie Sisyphos in Uniform. Die LKAMitarbeiter Julia Krohn (Bernadette Heerwagen) und Jan Bender (Michael Wittenborn) haben das schon länger verstanden, genau wie der Revierleiter (Werner Wölbern). Das Sagen hat in Bremen Araberclan-Chef Djamal Issa (Merab Ninidze), unterstützt vom kriminellen Hausanwalt Stefan Misovic (Marc Hosemann).
Pech, dass Klaus sich mit Issas jüngstem Sohn Ahmed (Rauand Taleb) anlegt. Ahmed spuckt ihm bei der Verhaftung ins Gesicht, Klaus’ reflexhafter Faustschlag setzt den Clan-Rachefeldzug in Gang – und bei den Polizisten List und Tücke frei. Issa fährt die Geschütze auf: Klaus’ dementer Vater (Heiner Stadelmann, Vater von Aljoscha Stadelmann), von ihm und einer unterbezahlten Pflegekraft zärtlich betreut, wird brutal überfallen. Majas Hund, ihr einziger privater Ansprechpartner, bleibt spurlos verschwunden. Den Streifenpolizisten ist klar: Das Problem muss aus der Welt, die Ordnung wiederhergestellt werden. Egal wie. Für immer. Zwei gegen eine Stadt, bald ist wieder „Zwölf Uhr mittags“, und auch in Bremen kann man Westerndramatik.
Schmidt, Imboden und Wiesweg bleiben im schwarzen Humor wie im Ernst immer verspielt. Hier ist nichts thesenhaft, aber alles bildlich. Wenn Aljoscha Stadelmann in der Wohnung des Anwalts selbstvergessen Luftgitarre spielt, nachdem er beschlagnahmte Drogen in einer Matrjoschka plaziert hat und so beinahe der Putzfrau in die Arme läuft; wenn Julia Koschitz und er als Verfassungsschutz-Geheimnisträger ein Auto entführen oder zu Tom Waits „Downtown Train“ in trauter Runde in der Sonne Käsebrötchen essen, dann möchte man auch das Etikett „Krimikomödie“ in die Marketingsprech-Tonne werfen. „Das Gesetz sind wir“ ist „Comédie humaine“, ein Lebensmittel.

2020-03-25: Hamburger Abendblatt

von Klaus Bräuer
Die etwas anderen Polizisten
Bremen: Polizisten auf Streife müssen heutzutage viel aushalten: Sie werden beschimpft. angepöbelt, bespuckt und angegriffen. Irgendwann ist es dann einfach mal genug - sagen sich zwei TV-Polizisten in der Krimikomödie „Das Gesetz sind wir“.
Maja Witt (Julia Koschitz) und Klaus Burck (Aljoscha Stadelmann) sind tag täglich im Bahnhofsviertel von Bremen auf Streife. Da geht es um Betrunkene, Prügeleien und Verkehrsverstöße – alles schon praktisch normal. Nach einer besonders dreisten und provokanten Aktion eines arabischen Clans aber beschließen die zwei tapferen Polizisten, die kriminellen Söhne von Clanchef Issa (Merab Ninidze) und ihn selbst mit ihren eigenen Methoden zu schlagen. Und deren gerissen Anwalt Misovic (Marc Hosemann) gleich mit.
Leider stehen dabei zwei durch und durch korrupte Polizeibeamte im Weg. „Wir wollen ja keine schwarzen Schafe bei der Polizei, nicht wahr?“. sagt LKA-Mann Bender (Marc Hosemann) und fängt zusammen mit seiner Kollegin Krohn (Bernadette Heerwagen) schallend an zu lachen. Damit meint er sie beide, denn sie machen lukrative Geschäfte mit dem Clan.
Allerdings unterschätzen sie die beiden uniformierten Kollegen gewaltig, die drauf und dran sind, alle ihre Gegner vortrefflich auszutricksen - mit recht ungewöhnlichen Mitteln.
Regisseur Markus lmboden und Autor Holger Karsten Schmidt lassen ihren Film, der bis dahin eine Kriminalkomödie ist, kurz nach der Hälfte völlig kippen - es folgt eine wilde Schießerei, bei der es etliche Tote gibt. Den beiden Polizisten wird klar, dass sie die ohnehin dünne Grenze zwischen Pflichtgefiühl und Selbstjustiz zu überschreiten drohen .
Diese schwierige, aber gelungene Mischung aus komischen und bedrohlichen , sehr harten Szenen macht den Film aus, in dem alles hintersinnig und überspitzt erzählt wird. Zudem geht es um aktuelle Themen wie gesetzlose Clans und fehlende Anerkennung der Arbeit von Polizisten.
Hinzu kommen in „Das Gesetz sind wir “zwei wunderbare Hauptdarsteller. die fabelhaft knappe Dialoge von sich geben dürfen. Julia Koschitz (45) und Aljoscha Stadelmann (45) geben ihren zutiefst einsamen Figuren, die sich blind vertrauen, mit viel Wärme ein an Sich gutmütiges Profil. Koschitz spielt ebenso durchtrieben wie verletzlich, Stadelmann schreckt sogar vor völliger Nacktheit nicht zurück. Mit diesen beiden ganz besonderen Polizisten möchte man zu gerne weitere Abenteuer erleben.

2020-03-25: Frankfurter Rundschau

von H. Keller
Auf Streife im Kiez
Den Streifenpolizisten Maja Witt (Julia Koschitz) und Klaus Burck (Aljoscha Stadelmann) ist gar nicht zum Lachen zumute. Die beiden patrouillieren im Bremer Kiez, kennen den Obdachlosen, der lieber ein Bier als einen Kaffee möchte, den Wirt der Kebab-Bude. Wenn Burck eine Pommes aus einer liegengebliebenen Tüte fingert, gibt Witt ein strafendes „Klaus!“ von sich. Ein bisschen wie bei einem alten Ehepaar. Es wird heftig gedealt in dieser Gegend. Einen Händler erwischen sie auf frischer Tat. Er rennt weg, die beiden hinterher. Ihnen geht schnell die Puste aus, der Dealer scheint flinker, aber den Polizisten kommt ihre Ortskenntnis zugute. Witt legt ihm den Kabelbinder an und muss sich anraunzen lassen: „Willst du mich ficken, Hure?!“ Ihre lässige Antwort: „Grad nicht.“ Das sind die Töne, die sie täglich zu hören bekommen. Als Burck von einem frechen Bengel (Rauand Taleb, derzeit auch mittwochs bei ZDFneo in der missglückten Serie „Dunkelstadt“ zu sehen) angespuckt wird, rutscht ihm die Hand aus und er bricht dem großspurigen Halunken die Nase. Dummerweise gehört der Strolch zum Issa-Clan, der in Bremen die Unterwelt beherrscht. Vor Gericht wird auf beiden Seiten gelogen. Burck kommt davon, der kleine Issa aber auch. Und weil der Patriarch Djamal Issa (Merab Ninidze) sein Gesicht wahren muss, geht es jetzt Witt und Burck an den Kragen. Witts Hund wird getötet, Burcks dementer Vater und dessen Pflegerin verprügelt. Burck und Witt haben genug und scheinen sich der erpresserischen Gewalt beugen zu wollen. Aber sie haben noch etwas in petto.
Elastische Gesetzesauslegung
Einerseits ist es zu begrüßen, dass den Deutschen der Untertanengeist verlorenging. Weniger aber, dass reale Polizisten im Dienst mittlerweile mit Respektlosigkeiten, Beleidigungen, sogar körperlichen Übergriffen rechnen müssen. Der Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt hat sich zwei Schutzpolizisten ausgedacht, die solche Erfahrungen täglich machen, die zudem erleben, dass Festgenommene schon in den nächsten Tagen wieder ihren illegalen Geschäften nachgehen, dass Gewaltverbrecher dank raffinierter Anwälte nicht zu fassen sind. Witt und Burck halten dagegen, verstoßen selbst gegen Verordnungen und Dienstvorschriften, knöpfen Dealern das Drogengeld ab und stecken es Bedürftigen zu. Eine kesse Umkehrung der üblichen Moralverteilung: Diese beiden entwickeln mindestens so viel kriminelle Energie wie ihre Antagonisten. Doch kommen sie damit durch?
Stummes Einvernehmen
Im März gewann „Das Gesetz sind wir“ den Deutschen Fernsehkrimipreis. In der Begründung der Jury heißt es unter anderem: „So haben wir Polizei noch nicht oft im deutschen Film gesehen.“ Der von Markus Imboden inszenierte Krimi fällt nicht nur durch die unkonventionelle Gestaltung der Polizistenrollen auf, sondern auch durch seine Machart. Denn die beiden Hauptfiguren verständigen sich mehr oder weniger stumm. Nie hört man, wie sie Pläne schmieden, sich untereinander abstimmen. Sie sprechen nur mit Dritten, und doch agieren sie wie zwei Zahnrädchen, die perfekt aufeinander abgestimmt sind. Oft wirken sie passiv, manchmal ein wenig begriffsstutzig. Der bedächtige Klaus Burck bewegt sich ausgesprochen langsam, schwerfällig. Durchaus plausibel, dass sich Vorgesetzte und Gangster dermaßen in ihm täuschen. Bis zuletzt wissen Witt und Burck Freund wie Feind immer wieder zu überraschen. Auch die Zuschauerschaft dürfte eingangs kaum ahnen, was alles auf sie zukommt. Der Film ist ein veritables Sehvergnügen, der Begriff Komödie aber könnte falsche Erwartungen wecken. Man bekommt schon anschaulich vorgeführt, was Schläge und Kugeln alles anrichten können.

2020-03-24: quotenmeter.de

von Christian Lukas
Irgendwann haben Streifenpolizist Klaus und seine Kollegin Maja die Nase voll davon, sich mit kleinen Kriminellen abgeben zu müssen, die schneller wieder auf freien Fuß sind als sie ihren Bericht geschrieben haben. Irgendwann sehen sie ihre eigene Chance gekommen – und legen sich mit den falschen Leuten an!
Regisseur Markus Imboden und sein Autor Holger Karsten Schmidt haben seit ihrem Ausflug nach Amrum 2009 nicht direkt Narrenfreiheit beim ZDF. Aber wenn der Schweizer Regisseur und sein hanseatischer Geschichtenschreiber für den Krimi begeisterten Mainzer Sender Mord und Totschlag inszenieren, kann man davon ausgehen, dass sie Fragen über Schuld und Sühne nicht zwingend tiefenpsychologisch klären. Auch politisch ist das, was die beiden regelmäßig für die TV-Redakteure vom Lerchenberg zaubern, selten korrekt. Wie bereits erwähnt: Es war 2009 als Imboden und Schmidt «Mörder auf Amrum» aufs Publikum losließen. Erst auf dem Filmfest Hamburg, am 11. Januar 2010 dann im Zweiten Deutschen Fernsehen. Die Geschichte eines Inselpolizisten, in dessen Armen eine BKA-Beamtin stirbt, die die Kronzeugin in einem Mafia-Prozess auf Amrum versteckt hat, war schlichtweg ein Hammer. Der Humor: Schwarz wie die Nacht. Der Bodycount: Irrwitzig. Dabei wurde der Film über weite Strecken von Hauptdarsteller Hinnerk Schönemann getragen, der im Spiel der Mächte jenen Spaltpilz darstellte, den niemand auf dem Schirm hatte. Auf der einen Seite: Die Mafia. Auf der anderen: Das BKA. Alle in gewisser Weise nach festen Regeln vorgehend. Doch mittendrin: Der kleine Inselpolizist, der einfach anders tickt und selbst die abgebrühtesten Killer in den Wahnsinn treibt. Der Tagesspiegel verglich die Geschichte gar mit Filmen der Gebrüder Coen – was als Ritterschlag verstanden werden darf. Im montäglichen Kriminaltheater des ZDF haben wahrhaft nur wenige Filme solch begeisternde Kritiken erhalten.
Seither haben Imboden und Schmidt immer wieder den Rahmen des Gewöhnlichen gesprengt und auch ihr neuer Film «Das Gesetz sind wir» reiht sich in diese Serie ein. Wenngleich der Film nicht durchweg überzeugen kann. Aber alles der Reihe nach.

Ein verhängnisvoller Nasenbruch
Die beiden Bremer Polizisten Maja Witt und Klaus Burck sind frustriert. Klaus, der daheim seinen dementen Vater pflegt (und illegal eine osteuropäische Haushälterin eingestellt hat, um seinen Vater nicht in ein Heim geben zu müssen), und Maja, unverheiratet, auf sie wartet daheim nur ein Hund, laufen jeden Tag dort Streife, wo kleine Pusher ihre Drogen verticken. Ihre Arbeit hat keinen Effekt. Sie sind die Typen, vor denen niemand Respekt haben muss. Bis zu jenem Tag, an dem ein paar junge Männer aus einer Laune heraus den Schlafplatz eines schlafenden Obdachlosen anzünden wollen. Maja und Klaus können dies verhindert, die jungen Männer indes machen sich über die beiden lustig. Einer rotzt Klaus schließlich ins Gesicht – woraufhin Klaus ihm vor Wut die Nase bricht.
Der junge Mann offenbart sich als jüngster Sohn von Djamal Issa, dem Anführer des Issa-Clans. Nun hat Klaus ein Problem, denn der windige Anwalt des Clans versucht ihn übermäßiger Gewalt zu überführen. Vor Wut entschließen sich Klaus und Maja, Djamals Sohn etwas anzuhängen. Sie stehlen dem Clan Geld und schaffen es, einen kleinen Drogendealer – mit nicht ganz legalem Nachdruck – davon zu überzeugen, dass er gegen die Issas aussagt. Dann aber kommt alles ganz anders. Auch, weil das LKA ein falsches Spiel spielt.

Die Mischung stimmt nicht Wie in ihren Vorgängerfilmen verbinden Imboden und Schmidt in ihrem neuesten Streich teils derben Humor mit durchaus wenig zurückhaltenden Gewaltmomenten. Aber genau darin liegt die Schwäche ihres Filmes: Er findet nur schwer eine Balance. Die erste Hälfte der Spielzeit ist geprägt von Klaus' und Majas Plan, es den harten Jungs einmal zu zeigen. Und das macht Sinn. Ihre Frustration ist spürbar. Dabei wirken beide durchweg sympathisch. Sie sind weder sture Beamte noch knallharte Dirty-Harry-Cops. Sie sind einfach zwei an sich anständige Personen, denen irgendwann – aus nachvollziehbaren Gründen – die Hutschnur platzt.
Die Art, wie sie vorgehen, dem Clan (und ihrem unsympathischen Anwalt) etwas anzuhängen – klar ist nichts davon auch nur im Ansatz legal. Aber dies ist Fernsehen. Dies ist eine Fantasie. Hier dürfen die Bösen böse und die Guten gut sein. Und wenn die Guten dafür auch mal das Gesetz Gesetz sein lassen müssen: Sei es drum.
Dennoch kommt beim Anschauen dieses Filmes das Gefühl auf, zwei Filme zu schauen. Zunächst ist «Das Gesetz sind wir» eine Humoreske, die zwar nicht auf Härten verzichtet, diese aber als Notwendigkeit benötigt, um das Handeln der beiden Hauptfiguren in gewisser Weise zu entschuldigen (wenn zwei Gesetzeshüter das Gesetz brechen und dabei die Sympathie des Publikums nicht verlieren sollen, muss die Antagonistenseite eben so fies und gemein sein, dass man über die Verfehlungen der Protagonisten großzügig hinweg schauen kann). So überwiegt keinesfalls ein dunkler, sondern ein eher lockerer Ton, der Begriff Krimikomödie ist durchaus angebracht.
Doch dann geht der Geschichte ihr Humor verloren. Die Finsterlinge lassen sich eben nicht so leicht etwas anhängen, vor allem dann nicht, wenn sie über Mittel und Wege verfügen, selbst hieb- und stichfeste Beweise ad absurdum führen zu können. Durch die nun einsetzende Härte, die keine Relativierung mehr durch Humor erfährt, entwickelt sich das Geschehen zu einem Kriminaldrama. In vielen Momenten ist dieses Drama sogar der bessere Film. Die Geschichte wirkt geschlossener, glaubwürdiger. Aber sie beißt sich eben auch mit der ersten, vom Humor getragenen Hälfte.

FSK ab 16
Nun war auch «Mörder auf Amrum» einst ein recht harter Thriller. Als der Film auf DVD erschien, verpasste ihm die FSK eine Freigabe ab 16. Doch seine Inszenierung als eine Art „Inselwestern“ erlaubte eine gewisse Distanz zum Geschehen zu bewahren. Auf der einen Seite der Held, der eine Zeugin beschützen muss, auf der anderen Seite die Banditen, denen der Colt nur allzu locker an den Hüften hängt. Die Härten wirkten comichaft überzeichnet, die Inszenierung blieb dem klassischen Serial verbunden, in dem der Held von Cliffhanger zu Cliffhanger eilt und das Tempo die Dramaturgie bestimmt, ein Tempo, dem sich die Geschichte unterzuordnen hat. «Das Gesetz sind wir» aber fokussiert sich in seiner zweiten Hälfte ganz klar auf die dramatische Geschichte zweier Gesetzeshüter, die geglaubt haben, mit etwas Bauernschläue einen ganz großen Fisch an die Leine nehmen zu können und nun die volle Wucht von dessen Wut abbekommen. Noch einmal: Für sich betrachtet ist diese zweite Hälfte die bessere, kraftvollere. Aber das Gesamtrezept kommt dadurch ins Ruckeln. «Das Gesetz sind wir» wirkt wie ein Mittagsessen, bei dem eine Schweinshaxe und ein Vanillepudding auf einem Teller serviert werden. Beides für sich genommen ist lecker. Aber auf einem Teller?
Dass die Produktion keinen Schiffbruch erleidet, ist Julia Koschitz und Aljoscha Stadelmann zu verdanken. Aljoscha Stadelmann ist Klaus, der etwas bullige, in die Jahre gekommene Streifenpolizist, der einfach nur versucht ein netter Kerl und anständiger Polizist zu sein. Auch wenn die Geschichte nie wirklich verrät, wer in der Beziehung der beiden Gesetzeshüter das Gehirn und wer das Herz ist – so trägt Klaus das Herz zumindest auf dem rechten Fleck. Er ist ein liebender Sohn, er ist seiner Partnerin ein guter Freund, er ist großzügig. Julia Koschitz indes legt ihre Maja vielschichtiger an. Als Polizistin ist sie taff. Doch da ist auch eine große Einsamkeit in ihr. Zusammen tragen sie die Story durch ihr glaubhaftes Spiel und retten sie über ihren Bruch zur Mitte der Spielzeit.

Guckempfehlung
Trotz der Schwächen steht am Ende die erwartungsvolle Frage im Raum, ob es wohl eine Fortsetzung geben wird? Diese Neugierde zu wecken gelingt der Geschichte durch einen Epilog, den man so nicht erwartet. Selbstverständlich wird dieser hier nicht verraten. Dennoch ist die Wendung, die die Geschichte in diesem Moment nimmt, wirklich überraschend! Den Dreh, mit dem Imboden und Schmidt die Story zu ihrem Ende führen, kommt unvorhergesehen – und fügt sich dennoch so logisch in die Geschehnisse ein.

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